Das Jahr der vertanen Chancen für die LipperInnen

von Christian Hinder

Die Varusschlacht – was für ein Thema, was für ein Potential: Geschichte, Emotionen pur. Wie hat man die sich bietende, einmalige Gelegenheit für unsere Region genutzt?

Zahlreiche Jahre der Planung und Vorbereitung, mindestens seit 2004, haben sich die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung Zeit genommen und was ist dabei für die Menschen und die Gäste der Region herausgekommen?

Einzig zu einer zig millionenschweren, teuren „Sonderausstellung“ haben es die Verantwortlichen geschafft. Finanziert aus Steuergeldern. Für genau eine Saison – das sind 6 Monate.  Aufwand und Ertrag stehen in einem Top-Verhältnis!

Tote Gegenstände in einer ebenso leblosen Umgebung. Geschichte wahrhaft lebendig und hautnah in Szene gesetzt…. Sehr familienfreundlich. Mehr fällt dem Team des Detmolder Landesmuseums und den „Museumspädagogen“ nicht ein. Super Leistung. Dafür gab`s Millionen von öffentlichen Geldern. Das sich bietende Potential des spannenden Themas auf den Punkt „voll erfasst“ und ebenso umgesetzt…. eine Sonderausstellung von europäischem Rang.

Der Hermann als Gartenzwerg!

Ob das den Gästen aus Hamburg, Dortmund oder München reichen wird, nach Lippe zu kommen?

Werden die Hamburger oder Bayern das Thema annehmen oder gar verstehen…. „Mythos“……?!

Kurioses am Rande. Ein Gast muss für den Besuch der Sonderausstellung „Mythos“ Eintritt zahlen – so verdient man doppelt an denen, die das Museumsprojekt, durch ihre Steuergelder finanziert, erst ermöglicht haben….  und zur Belohnung dann auch noch Eintritt zahlen dürfen.

Es kommen einem die Tränen, Angesicht der genialen Kreativität und dem sprühenden Ideenreichtum aller Verantwortlichen und Beteiligten. Niedergeschrieben in dem Veranstaltungskalender mit echtem Eventcharakter für interessierte Gäste 2009.

Hau den Hermann – so lautet ein Programmpunkt. Wer hat sich so etwas nur ausgedacht?!  Warum nicht gleich Sponge Bob Hermannkopf…?
(wer wohnt auf der Grotenburg hoch überm Meer….?)
Oder:  Fluch der Wälder – Hermann, der Jack Sparrow des Teutoburger Waldes.

Angesichts solch geistiger „Höhepunkte“ werden der Einzelhandel und die Gastronomie der Innenstädte der Region ganz sicher hell auf begeistert und ebenso erfreut sein – die Gäste werden in die Region nur so strömen, Radio Lippe wird die Massen an Besuchern mit Radiomeldungen darauf hinweisen müssen, bitte Ausweichparkplätze anzufahren, da die der Innenstadt belegt sind….. die Einnahmen werden in den Kassen nur so klingeln, die Umsätze sprudeln und überall trifft man auf zufriedene Gesichter.

Lippe 2009 – ein echtes Varus Sommermärchen, ein Quell der Freude…?

Weit gefehlt. Wie oben schon dargestellt liest sich der Veranstaltungskalender 2009 eher wie ein Offenbarungseid vertaner Chancen und Möglichkeiten. Fügt sich nahtlos in das Krisenjahr 2009 ein.

Bereits im Jahr 2004 wurde bekanntlich im Kreistag des Kreises Lippe beraten und man einigte sich auf das Thema „Mythos“ für unsere Region. Nach vorheriger Anhörung der zuständigen Kreisarchäologin zum Sachstand der Varusschlachtforschung. Die Folge war der „ Mythos“….

Niedersachsen bekam vom Kreistag Lippe freiwillig und ohne Not das Thema „Konflikt“ geschenkt – wer hat da wem geholfen?

Was bereits 1997/98 die Ministerien der Länder Niedersachsens und NRW`s eingeleitet hatten, beschloss nun auch der Kreistag in Lippe. Verlegung des Ortes der Varusschlacht ins Osnabrücker Land.

Die vielen Millionen an öffentlichen Geldern nimmt man politisch korrekt in einem Zuge gleich gerne mit. Wie aufrichtig.

So ist sie halt, so funktioniert sie, die Politik. Abgezockt. Am Ende werden sich die Verantwortlichen auch noch gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen, das haben wir wieder juuut jemacht, Supererfolg, Superjahr 2009, alles richtig gemacht.  Ach ja, nur die auswärtigen Gäste fehlten…  nun ja, die haben das Thema nur nicht richtig verstanden, selbst Schuld das sie nicht hier waren….  wir haben auf jeden Fall alles richtig gemacht…  weiter so! Immer weiter so!

Es drängt sich daher der Eindruck auf, dass man das Thema „2009″ seitens der Verantwortlichen eigentlich gar nicht wirklich wollte. Zu schwer wiegt das politische Erbe…               A propos politisches Erbe, hierzu greift man ganz tief in die Trickkiste der Provinz, Herrmann van Veen wird’s an ein paar Tagen im September schon politisch korrekt richten, dafür gab`s  dann auch noch Millionen.

Ein Gewinner 2009 steht somit schon im Vorfeld fest und hat bereits kräftig Kasse gemacht:  Die öffentliche Verwaltung. Wenn also einer alles und andere gar nichts bekommen, dann heißt das in der politischen Sprache:

N A C H H A L T I G K E I T !!