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Neuer Streit um Varusschlacht – Zweifel an historischer Bedeutung

Von Ernst-Wilhelm Pape

Detmold (WB 16.01.2009). Der Historiker Professor Dr. Rainer Wiegels (68) hat die historische Bedeutung der legendären Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus in Frage gestellt.

In einem Interview mit »Geo Epoche«, einem Magazin für Geschichte, bestreitet Wiegels, dass die Schlacht, in der vor 2000 Jahren die Germanen die Römer besiegten, eine Wende in der Germanienpolitik Roms bedeute. »Nicht 9 nach Christus war ein Wendepunkt, sondern 16 nach Christus«, sagte Wiegels. Anders als in vielen Schulbüchern behauptet, sei die Varusschlacht keine epochale Zäsur. Bedeutsamer als die Schlacht selbst sei ihre historische Wirkung, ihre Instrumentalisierung ab dem 16. Jahrhundert.

Wiegels, der Alte Geschichte an der Universität Osnabrück lehrt, ist Herausgeber des 2007 erschienen Buches »Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte?« Mitautor des Buches ist der wissenschaftliche Leiter der Ausgrabungen in Kalkriese, Dr. Günther Mossbauer. Auch Wiegels ist an den Untersuchungen in Kalkriese beteiligt.

Während Verantwortliche des Museums und Parks Kalkriese die Meinung vertreten, dass die Varusschlacht nicht im Teutoburger Wald bei Detmold, sondern im Osnabrücker Land stattgefunden hat, spricht Wiegels jetzt von einem Kampfplatz, der lediglich im Kontext der Varusschlacht stehe. In Kalkriese habe aber nicht die große Schlacht stattgefunden. Hier seien vermutlich nur Teile des Varus-Heeres durchgezogen.

Da es immer mehr kritische Stimmen gibt, die Kalkriese als Ort der Varusschlacht in Frage stellen, habe Wiegels jetzt ein Rückzugsgefecht eingeleitet, sagte der Vorsitzende des lippischen Vereins Arminiusforschung und CDU-Landtags-abgeordnete Heinrich Kemper. Alles deute darauf hin, dass Kalkriese sich für eine neue Feier im Jahre 2016 rüste. Da das Schlachtfeld im Osnabrücker Land vermutlich dem römischen Rachefeldzug des Germanicus im Jahre 16 nach Christus zuzuordnen sei, könne Kalkriese in sieben Jahren erneut ein Jubiläum begehen.

Im Varussjahr 2009 sind Ausstellungen in Kalkriese, Detmold und dem Römermuseum Haltern geplant. Schirmherrin ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Das Varussjahr wird am 15. Mai entweder in Detmold oder Kalkriese von der Bundeskanzlerin eröffnet.